M-Commerce: Responsive Design vs Mobile Site

22.04.2014 von Jens Martin Baumgartner

mobiles-internet_lindbaum-blogFast jeder hat inzwischen ein mobiles Endgerät in der Tasche. Die Zahlen sprechen hierbei eine deutliche Sprache: 37,4 Millionen Menschen in Deutschland besitzen ein Smartphone1 (entspricht ca. 46% der Gesamtbevölkerung2 ) und bereits 2012 14,5 Millionen ein Tablet3 (entspricht ca. 18% der Gesamtbevölkerung). Dementsprechend kann ein Online-Händler kaum anders, als seinen Shop auch für die mobile Nutzung zu optimieren, schließlich ist für einen Kunden kaum etwas nerviger als wild auf dem Display herumzudrücken oder endlos scrollen zu müssen, um an die gewünschten Informationen zu gelangen oder schlussendlich einen Kauf zu tätigen. Aber schon bei der Planung steht die Qual der Wahl an: Es gibt nämlich gleich drei Möglichkeiten, seine Website bzw. seinen Onlineshop auf die mobilen Endgeräte zu bringen und um eines vorweg zu nehmen, einen einzigen, pauschal richtigen Weg gibt es nicht. Einen kurzen Abriss über die Stärken und Schwächen der verschiedenen Möglichkeiten bieten wir im Folgenden:

Responsive Design

Bei einer responsive Website handelt es sich kurz gesagt um eine Website, die sich dem jeweiligen Endgerät in Bezug auf Darstellung und Nutzbarkeit anpasst. Im Klartext heißt das: Die Seite passt sich der Display-Größe des mobilen Endgeräts an und kann anwendungsabhängig auch im Vergleich zur Desktop-Seite an Funktionen einsparen. Als Beispiel sei hier Amazon genannt, deren Desktop-PC-Seite rechts oben verschiedenen Dropdown-Menüs anzeigt, mobil allerdings nur den Warenkorb. Ein responsive Design bietet also die Möglichkeit, die eigene Website möglichst originalgetreu auch geräteübergreifend darzustellen, je nach Informations- und Funktionsdichte auf der Desktop-Seite können allerdings Einschränkungen auf der mobilen Seite für den Kunden bestehen. Die Herausforderung liegt also darin, möglichst abzuwägen, was auf dem jeweiligen Endgerät dargestellt werden soll. Orientiert sich das responsive Design zu sehr an der Desktop-Variante besteht die Gefahr gerade auf kleinen Displays an Usability einzubüßen, da eine Menge gescrollt oder trotz allem Texte zum Lesen vergrößert werden müssen.

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Nicht im Konzept des responsive Designs enthalten ist die Einzelpflege der jeweiligen Seiten, was sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringt: Während der Pflegeaufwand bei lediglich einer Seite überschaubar ist, lassen sich speziell auf mobile Nutzer abgestimmte Angebote nicht so leicht in den Mittelpunkt rücken, ohne dabei auch die Desktop-PC-Seite zu verändern. Eine Responsive Design Agentur ist genau die richtige Adresse, wenn Sie weitergehende und professionelle Hilfe benötigen.

Mobile Site

Eine Mobile Site bezeichnet eine jeweils explizit für das jeweilige Endgerät entwickelte Seite, die sowohl optisch als auch in puncto Funktionalität den Anforderungen z. B. eines Smartphone-Displays entspricht. Der Vorteil liegt klar auf der Hand, der Shop bzw. die Darstellung der Produkte ist ausschließlich für das jeweilige Endgerät entwickelt und kann somit die bestmögliche Usability bieten. Auch lassen sich anstelle des gesamten Datenbergs der Desktop-PC-Seite die wesentlichen Informationen zusammentragen, die für den Kunden von entscheidendem Interesse sein könnten.  Ist im Konzept des Responsive Designs die geräteübergreifende, angepasste Darstellung der Website im Mittelpunkt, lassen sich mit einer eigens erstellen Mobile Site die spezifischen Eigenheiten des Endgeräts optimal nutzen.

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(Bildquelle, eigener Screenshot: https://saturn.de)

Die inzwischen vielfachen Möglichkeiten mobil im Internet zu surfen machen es Onlineshops mit eigenen mobilen Seiten allerdings nicht leichter, da der Kunde schließlich sowohl z.B. über ein Smartphone, ein Tablet oder eine internetfähige Spielkonsole auf die Website gelangen kann. Daher müssen für immer mehr Endgeräte speziell optimierte Seiten erstellt werden, oder man läuft Gefahr, eine potenzielle Käuferschicht schlichtweg auszuschließen. Damit einher geht ein nicht unwesentlicher Kostenfaktor.

Der Sonderfall App

Eine App als Alleinlösung ist für den Online-Handel nicht sonderlich empfehlenswert. Der Hauptteil der Nutzer wird zunächst über den Browser auf eine Website bzw. einen Onlineshop aufmerksam – ob am Desktop-PC, oder mobil. Ist in letzterem Fall aber keine mobile Variante ihrer Homepage verfügbar, wird sich der Kunde vermutlich kaum zum Download einer App hinreißen lassen, nur um überhaupt Zugriff auf das Shop-Sortiment zu haben. Dagegen spricht auch, dass immer noch um die 20% der Nutzer von Smartphones angeben, noch nie eine zusätzliche App auf ihrem Handy installiert zu haben.

Als Alternative kann sich die Investition in eine App aber durchaus bezahlt machen. Schließlich eröffnen sich trotz hoher Konkurrenzsituation in den einzelnen Appstores neue Verbreitungsmöglichkeiten und hat sich ein Kunde erst einmal die App eines Online-Händlers heruntergeladen, wird dieser wahrscheinlich öfter darauf zugreifen und sich über für ihn interessante Produkte informieren.

Der mit Abstand größte Pluspunkt einer eigenen App liegt aber in den Funktionsmöglichkeiten, die sich über einen Browser gar nicht bewerkstelligen lassen. So setzt zum Beispiel die neue Zalando-App mit dem „Style Shaker“ bewusst auf das mobile Shopping-Erlebnis und liefert dem Kunden mittels „Schüttelns“ des Smartphones verschiedene Outfit-Vorschläge. Ebenfalls über eine App realisierbar sind Barcode-Scanner, die mittels der integrierten Kamera einen Preisvergleich von unterwegs ermöglichen, oder den Artikel zur direkten Online-Bestellung anbieten.

Zielsetzung als Auswahlhilfe

Den Königsweg zum richtigen Umgang mit den neun Möglichkeiten des M-Commerce gibt es nicht, doch bereits anhand des Produktsortiments eines Online-Shops lassen sich Ziele ausarbeiten, bei der sich eine der Möglichkeiten als zielführender erweisen kann. Online-Händler sollten daher frühzeitig festlegen, ob ihre Präsenz auf den mobilen Endgeräten dazu dienen soll den Kunden zu informieren und für einen späteren Kauf am Desktop-PC zu gewinnen, oder gleich eine Conversion zu erzielen. Zur Orientierung ist es empfehlenswert, sich auf dem Laufenden zu halten, bei welchen Produkten ein mobiler Einkauf überhaupt infrage kommt. Aktuell sind das neben Fahrkarten vor allem Bücher und andere Nutzungsgegenstände, bei denen der Kunde kaum weiterführende Informationen benötigt.  Anders verhält es sich dagegen bei Produkten, die für den Kunden eine größere Investition bedeuten und vermutlich eher am Desktop-PC gekauft werden. Hier dient das mobile Endgerät als weitere Informationsquelle. Im M-Commerce verfolgt daher z. B. ein Baumarkt ganz andere Ziele als ein Buchhandel und sollte sich darüber bereits in der Konzeptionsphase im Klaren sein.

Eine weitere Hilfestellung bieten hierbei Webanalytic-Tools, die Aufschluss darüber geben, wie die mobile Präsenz ankommt und worin das Hauptaugenmerk des Kunden liegt. Derzeit lässt sich allerdings nur erahnen, inwiefern sich die mobile Seite auf die Verkäufe auf dem Desktop-PC auswirkt, aber dieser Herausforderung könnte mit Google Analytics Universal bald Abhilfe geschaffen werden – mehr dazu lesen Sie in Kürze in unserem Blog.

1 www.statista.com/statistik/daten/studie/198959/umfrage/anzahl-der-smartphonenutzer-in-deutschland-seit-2010

3 www.statista.com/statistik/daten/studie/256712/umfrage/anzahl-der-tablet-nutzer-in-deutschland

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Jens Martin Baumgartner