Core Web Vitals

26.02.2021 von Sonja Höps

Google hat für 2021 lange im Voraus den Rankingfaktor „Page Experience“ angekündigt, der nach aktuellem Stand im Mai ausgerollt wird. Damit bestätigt Google, dass User Experience (UX) beim Ranking an Bedeutung gewinnt.
Google bringt daher drei neue Kennzahlen bzw. Metriken ins Spiel, die „Core Web Vitals“, die die Ladezeit, Interaktion und Stabilität der URL messen. Mit den „Core Web Vitals“ ist es für Google möglich, anhand der technischen Performance einer Seite die User Experience mess- und vergleichbar zu machen. In der Google Search Console sind diese Werte bereits für Ihre Website hinterlegt.
Dennoch sollten Sie im Zuge dieser neuen Bewertungskriterien nicht vergessen, auch die bereits bekannten Faktoren der Page Experience zu optimieren:

  • Mobilfreundlichkeit einer URL
  • Sicherer und sauberer Website Code (Safe Browsing)
  • Nutzung der HTTPS-Verschlüsselung
  • Verzicht auf Interstitial-Nutzung

In diesem Beitrag geht es um folgende Fragen:

Die drei neuen Rankingfaktoren

Die drei neuen Rankingfaktoren, die „Core Web Vitals“, sind:

  • Largest Contentful Paint (LCP)
  • First Input Delay (FID)
  • Cumulative Layout Shift (CLS)

Was bedeuten diese Werte und wie werden sie bewertet?

Largest Contentful Paint (LCP)

Der erste Messwert der Core Web Vitals misst, wie viel Zeit vergeht, bis der Hauptcontent der Website für den Nutzer im Browser sichtbar wird. Der Hauptcontent ist das größte sichtbare Inhaltselement im Darstellungsbereich, z.B. ein Bild, ein Video oder ein großes Textelement.
Es wird dabei die Zeit in Sekunden gemessen, die zwischen der Anforderung der Seite und dem Erscheinen des Hauptcontents im Browser liegt.

Google bewertet folgendermaßen die Zeiten:

  • GUT: kleiner/gleich 2,5 Sekunden
  • OPTIMIERUNG ERFORDERLICH: kleiner/gleich 4 Sekunden
  • SCHLECHT: mehr als 4 Sekunden

First Input Delay (FID)

Wie schnell kann der Nutzer mit der Seite interagieren? Diese Frage wird mit dem FID-Wert beantwortet. Dazu wird die Zeit zwischen der Interaktion und dem Zeitpunkt gemessen, an dem der Browser auf die Interaktion reagiert.
Schließlich möchte der Nutzer in der Regel mit der Seite interagieren, sobald diese geladen ist, um z.B. auf einen Link zu klicken oder ein Bild zu vergrößern. Der Frust ist groß, wenn man lange auf die Website warten muss. Die Absprungrate steigt mit jeder Sekunde und die User Experience verschlechtert sich.

So bewertet Google die Zeiten:

  • GUT: kleiner/gleich 0,1 Sekunden
  • OPTIMIERUNG ERFORDERLICH: kleiner/gleich 0,3 Sekunden
  • SCHLECHT: mehr als 0,3 Sekunden

Cumulative Layout Shift (CLS)

Bei diesem Messwert steht die visuelle Stabilität einer Website im Vordergrund. Um die Ladezeit für den Nutzer niedrig zu halten, laden komplexe Webseiten einen Teil des Contents im Hintergrund, also asynchron. Falls diese Ladevorgänge nicht aufeinander abgestimmt sind, kann es dazu führen, dass die Inhalte der Seite springen, während der Nutzer sie bereits lesen oder auf andere Weise mit der Seite interagieren möchte.
Dieser Messwert ist derjenige, der am wenigsten nachvollziehbar bzw. messbar ist. Google misst damit im Grunde, wie häufig die bereits sichtbaren Elemente einer Seite nachträglich verschoben werden. Zudem wird bewertet, wie weit die Elemente verschoben werden.

Eine Bewertung von 0 (keine Verschiebung) bis 1 (stärkste Verschiebung) unternimmt Google bei diesem Messwert:

  • GUT: kleiner/gleich 0,1
  • OPTIMIERUNG ERFORDERLICH: kleiner/gleich 0,25
  • SCHLECHT: mehr als 0,25

Google hält sich die Möglichkeit offen, die Zusammensetzung der Core Web Vitals zu ändern. Änderungen werden aber soweit im Voraus angekündigt, dass ausreichend Zeit bleibt, sich auf neue Metriken einzustellen. Dabei wird sich Google an die Erwartungshaltung der Nutzer orientieren – ändert sich diese, werden die Metriken angepasst.

Wie werden die Core Web Vitals gemessen?

Es gibt zwei unterschiedliche Herangehensweisen, um die Core Web Vitals zu messen: Labor-Daten und Feld-Daten.

Labor-Daten:
Man kann z.B. Labor-Daten der Core Web Vitals von dem Tool Lighthouse erfassen lassen. Mit diesen Labor-Daten haben Sie die Möglichkeit zum Debugging („Diagnostizieren und Auffinden von Fehlern in Computerprogrammen“) und zur kontinuierlichen Verbesserung der eigenen Website. Schließlich können Sie Ihre Maßnahmen zur Verbesserung anhand der Labor-Daten auf ihre Wirksamkeit kontrollieren.

Feld-Daten:
Bei diesen Daten werden die individuellen Werte der Core Web Vitals anonym von den Nutzern Ihrer Website erhoben und ausgewertet.
Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum einen gibt es JavaScript-Einbindungen, unter denen auch eine, die von Google bereitgestellt wird. Zum anderen übernimmt Google Chrome automatisch Messungen für einen Teil der Chrome-Nutzer. Außerdem stammen die Daten der Core Web Vitals aus der Google Search Console auch aus Felddaten.

Labor-Daten vs. Feld-Daten
Der Vorteil der Labordaten besteht darin, dass sie reproduzierbar sind und Sie sofort nachvollziehen können, wie effektiv sich die Änderung Ihrer Website auf die Core Web Vitals ausgewirkt haben.
Feld-Daten haben den Vorteil, dass diese die tatsächliche Nutzererfahrung wiedergeben. Allerdings werden diese erst verzögert Veränderungen der Website darstellen. Außerdem fließen in die Werte auch solche Faktoren ein, auf die Sie als Website-Betreiber keinen Einfluss haben.
Google hat erklärt, dass der Rankingfaktor Core Web Vitals sich auf Feld-Daten beziehen wird.

Welche Möglichkeiten haben Sie, um die Messwerte Ihrer Website zu verbessern?

Zu Beginn erstmal die schlechte Nachricht: Es gibt keine einfache Lösung, um die Core Web Vitals zu optimieren. Das liegt zum einen daran, dass jede Website und jedes System unterschiedlich ist und daher auch individuell optimiert werden muss.
Zum anderen sind die Core Web Vitals ein technisch sehr anspruchsvoller Teil der Suchmaschinenoptimierung.
Aber Google hat in einer umfassenden Dokumentation typische Verbesserungsmöglichkeiten für jeden Messwert genannt, die wir Ihnen hier kurz nennen möchten:

  • LCP: Werfen Sie einen Blick auf Server-Antwortzeiten, Rendering-Blocking (CSS & JavaScript), Ladezeiten der Ressourcen (Bilder, CSS) und Client Side Rendering.
  • FID: Auswirkungen von Codes von Dritten reduzieren; JavaScript-Ausführung beschleunigen; Main-Thread des Browsers entlasten & Anzahl der Requests & Dateigrößen reduzieren.
  • CLS: Größenangaben von Bildern, Werbung und Video-Elementen ergänzen; keine Inhalte automatisch am Anfang der Seite einfügen und Animationen nutzen, die Elemente nicht in ihrer Größe ändern.

Wir empfehlen Ihnen, nach jeder Änderung die Labordaten der Core Web Vitals zu kontrollieren. In größeren Zeitabständen kontrollieren Sie, ob die Änderungen in den Felddaten nachzuweisen sind.

Wo können Sie die Core Web Vitals messen?

Als Betreiber einer Website können Sie die drei Messwerte mithilfe folgender Tools abrufen:

  • Search Console;
  • PageSpeed Insights;
  • Lighthouse;
  • Chrome DevTools;
  • Chrome UX Report und
  • Web Vitals Extension.

Was passiert, wenn die Richtwerte überschritten werden?

Google unterscheidet zwischen Langsam, Optimierung erforderlich und Gut – diese Bewertungen werden einer URL für einen Gerätetyp (Mobilgerät, Computer) zugewiesen. Dabei wird der jeweils schlechteste der drei Werte einer URL und dem entsprechenden Gerätetyp zugeschrieben.

Beispiele:

  • Eine URL besitzt für das Mobilgerät einen LCP-Wert Gut, aber einen FID-Wert Optimierung erforderlich. Dann erhält die URL für ein Mobilgerät die Bewertung Optimierung erforderlich.
  • Besitzt eine URL für den Computer sowohl für LCP als auch für CLS jeweils den Wert Gut, aber keinen Wert für FID, wird ihr die Bewertung Gut zugeschrieben.

Was passiert, wenn „Keine Daten verfügbar“ sind?

Es gibt zwei mögliche Ursachen dafür, dass Sie im Core Web Vitals Bericht der Google Search Console den Hinweis lesen: Keine Daten verfügbar.

  • Ihre Property ist neu in der Google Search Console. Daher kann es einige Tage dauern, bis vorhandene Daten aus der CrUX-Datenbank analysiert und veröffentlicht werden.
  • Im Bericht zur Nutzererfahrung in Chrome (CrUX-Bericht) sind nicht genügend Daten verfügbar, sodass sich keine aussagekräftigen Werte für den entsprechenden Gerätetyp (Computer, Mobilgerät) ableiten lassen.

Sie haben die Möglichkeit, einen Live-Leistungstest für einzelne URLs mit folgenden Tools durchzuführen: PageSpeed Insights-Tool oder Chrome Lighthouse-Tool.

Quellen

  • https://www.seo-suedwest.de/4610-googles-idealvorstellung-von-user-experience-erklaert-am-beispiel-automobile.html am 7. Januar 2021
  • https://www.sistrix.de/news/core-web-vitals-googles-massstab-fuer-die-page-experience/ am 7. Januar 2021
  • https://support.google.com/webmasters/answer/9205520?hl=de am 7. Januar 2021
  • https://www.seokratie.de/google-core-web-vitals/ am 7. Januar 2021
  • https://www.seonative.de/core-web-vitals/ am 8. Januar 2021
  • https://blog.searchmetrics.com/de/core-web-vitals/ am 8. Januar 2021
  • https://klick.news/news/google-search-console-core-web-vitals-grenzwerte-werden-aktualisiert/ am 25. Februar 2021